Marburger Haptik- Kurs: Rückblick
Wie aus einem spontanen Gedanken ein Projekt und dann ein netter Kurs wurde…
Schon seit langem trieb mich die Erkenntnis um, dass selbst wir Manualmediziner uns zu wenig mit dem berührenden Verstehen beschäftigen. Ja, man lernt palpieren, ja, man bekommt gezeigt, wie man ein Gelenk, einen Muskel anfassen muß – aber reicht das?
Die Reizüberflutung macht nicht an der Praxistüre halt und in Hektik und mit Ungeduld ist es schwer, fein zu fühlen. Wie gesagt, schon lang im Hinterkopf; aber eben da weich gelagert neben all den anderen Projekten, die um Aufmerksamkeit in den 18 Stunden boxen, die einem pro Tag neben Schlafen (und noch vor Essen und waschen) übrig bleiben.Dann ergab sich bei einem Besuch bei Micha Bahr in Marburg eine Gelegenheit, diesen unreifen Gedanken weiterzuentwickeln. Dazu ist Marburg besonders geeignet, findet sich doch hier die BLISTA (Deutsche Blinden- Studienanstalt).
Blinde und Sehschwache prägen mit das Bild der Stadt mit über 700 stellen sie eine sehr sichtbare Gruppe Mitmenschen. Ampeln, Fußwege und Aufzüge sind darauf eingerichtet.
Wenn uns jemand gutes Erfassen und Begreifen neu nahebringen kann dann diese Blinden und die
Lehrer und Therapeuten der Blista. So trafen wir uns vor einem Jahr zum ersten Mal und diskutierten in der Blista- Werkstatt, wie wir da zusammenkommen könnten. Dabei waren wir überwältigt von der Hilfsbereitschaft und dem Engagement, das uns entgegengebracht wurde. So wurde aus dem bis dahin eher zögerlich betriebenen Projekt recht schnell eine konkrete Planung.
Gemeinsam mit der Kinderchirurgie Marburg, d.h. konkret mit Micha Bahr, stellten wir ein Programm zusammen. Bald waren wir so weit, dass wir mit einem Flyer zum ersten Kurs einladen konnten (Haptikkurs Marburg Oktober 2011)
Wie immer, wenn man Neuland betritt, weiß man erst hinterher, ob einem die KollegInnen auch folgen wollen. Um so mehr freuten wir uns, als der erste Kurstag schnell ausgebucht war. Hier waren wir durch die intensive 1:1- Betreuung nur in der Lage, 2×8 Teilnehmer zulassen zu können – es kamen dann 18 und es klappte auch mit dieser etwas zu großen Gruppe.
An diesem ersten Tag waren wir bei der Blista zu Gast und wurden in deren Ausbildungszentrum zu Beginn des Tages in ihre Arbeit eingeführt. Nach einem Video, das dies kompakt präsentierte, stand als erster Punkt ein Kennenlernen von Alltagsdingen ohne Zuhilfenahme der Augen auf dem Programm. In mehreren Gruppen wurden unter Verblindungs- Binden so ‚banale‘ Dinge wie Marmeladengläser und Nutella- Packungen zu Herausforderungen an die Wahrnehmung.
—- Detailbericht kommt noch —-
Nach diesem intensiven Wiedererlernen zum teil verschütteter Fähigkeiten konnten wir den Abend nutzen, um in gemütlicher Runde über den Tag und die großen Fragen der Medizin und des Lebens zu diskutieren.
Am Samstag fanden die Referate und Vorlesungen im Klinikum statt.
—– Detailbericht, Vorstellung der Referenten und Links auf die Vorträge —
Es war schön zu sehen, dass nicht nur die Teilnehmer, sondern auch die Referenten von diesem ’neuen‘ Ansatz fasziniert waren und so werden wir im nächsten Jahr bei unserem Kongreß in Hamburg dem Thema Haptik mit Workshops und Vorlesungen dem ihm gebührenden Raum geben.
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